Montag, 3. April 2023

Ich erinnere mich genau an M.

Ich erinnere mich genau an M., daran, wie sie geschminkt war auf Kostümparty, die F. mal veranstaltet hat, mit einem lilafarbenen Gesicht und comicfigurhaft riesigen, über den Lidern aufgemalten Augen, die einen anstarrten, wenn M. selbst die Augen niederschlug oder schloss; daran, dass sie einzwei Jahre später bei F.s Junggesellinnenabschied hochschwanger war und daran, dass F. und ich wiederum einzwei Jahre später nach einem gemeinsamen Ausstellungsbesuch mit M. an der Binnenalster saßen und sie, als ich sagte, ich hätte kein Kind, mit augenzwinkernder Bestimmtheit erwiderte: Noch nicht. Ich erinnere mich an all das, aber M., es ist ihr deutlich anzusehen, erinnert sich nicht an mich. Ach, du hattest auf der Kostümparty damals doch diese Augen, sage ich zu ihr, und sie lacht, eher überrascht als verlegen. Wir kommen im Trubel von F.s Geburtstagsfeier dann auch gar nicht dazu, uns weiter zu unterhalten. Aber dass es Menschen gibt, die anderen eher in Erinnerung bleiben, und solche, die eher andere in Erinnerung behalten, denke ich zwei Tage später unter der Dusche und verwerfe den Gedanken gleich wieder; etwas daran, dass das eine (Eindruck gemacht zu haben) mehr wert zu sein scheint als das andere (beeindruckt gewesen zu sein), geht mir gegen den Strich.

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