Mittwoch, 29. März 2023

Da vorne sind noch ganz viele Plätze

Da vorne sind noch ganz viele Plätze, sagt der junge Mann in der U-Bahn zu seiner Begleiterin, geht mit freudigem Gesicht voran, kehrt kurz darauf zurück. Da vorne, wo noch ganz viele Plätze frei sind, sitzt ein Mensch, der stinkt, ich sehe von meinem Platz aus die leere Sitzreihe gegenüber von ihm und nicht den Menschen selbst, ich rieche ihn nur. Die Sitzreihe bleibt die ganze Fahrt über leer. Die Leute stehen lieber, zusammengedrängt, auf Abstand. Ein paar setzen ihre Masken auf. Der junge Mann und seine Begleiterin reden über das Abendessen. Wir müssen etwas kochen, das ich morgen mit auf Arbeit nehmen kann, sagt der Mann, die Frau macht mehrere Vorschläge, etwas an der Art, wie sie miteinander umgehen, lässt mich vermuten, dass sie einander noch nicht so lange oder gut kennen, sie sind höflich, dabei entschieden enthusiastisch. Käsespätzle!, wiederholt der Mann einen ihrer Vorschläge, er schreit es durch den Wagen, als gäbs das jetzt gleich für alle. Seine Augen leuchten, sie grinst ein wenig verlegen. Als ich aussteige, stehen Sicherheitsleute von der BVG auf dem Bahnsteig. Jemand muss ihnen Bescheid gesagt haben. Wer? He Sie, kommen Sie mal raus, rufen sie in Richtung des Menschen, der stinkt. Sie sind zu viert oder fünft, immer in der Überzahl, immer mit dieser gleich für Ordnung sorgen wollenden Haltung, die mich ankotzt.

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