Mittwoch, 22. März 2023

Ich habe ein Foto mitgebracht

Ich habe ein Foto mitgebracht, es ist dasselbe Foto wie auf meinem Personalausweis, dasselbe Foto, das ich für meine neue Gesundheitskarte eingereicht habe; der Gedanke, dieses Foto nun auch in meinem neuen Reisepass zu haben, hat mich auf eine Weise froh gemacht, wie einen (oder vielleicht auch nur mich) solche Dinge im Alltag froh machen können: einmal zum Fotografen, dreimal Verwendung für das Ergebnis, Erfolg. "Aber das Foto können wir nicht nehmen", sagt die Sachbearbeiterin, die mit einem Blick auf das Ausstellungsdatum meines Personalausweises erkannt hat, dass das Foto älter ist als ein Jahr. Ein Jahr und einen Monat nur, aber eben: "Es darf nicht älter sein als ein Jahr." Ich muss noch mal zum Fotografen gehen, die Sachbearbeiterin erklärt mir, wo. Über die Straße, an der Apotheke vorbei, noch zwei Häuser weiter. "Jetzt du", sagt der Fotograf zu mir. Er und sein Kollege wirken müde, wer weiß, wie viele Kund*innen ihnen täglich von den Sachbearbeiter*innen des Bürgeramts rübergeschickt werden; langweilige biometrische Fotos am Fließband, wo man doch auch Hochzeiten fotografieren könnte, Familien, Babys. Für all das hängt Werbung im Laden. Der Fotograf macht zwei Fotos, zeigt mir das zweite, ich sage: "Okay." Er druckt es mir einmal groß und achtmal klein aus, dabei brauche ich es nur einmal, ein einziges Mal, ich wüsste nicht, wer in der nächsten Zeit noch ein Passfoto von mir brauchen könnte, vor allem nicht eins, wo ich so entnervt aussehe. Ich zahle zehn Euro und gehe zurück zur Sachbearbeiterin, darf gleich zu ihr durch, Platz 9. Zahle sechzig Euro für den neuen Reisepass, danke, Wiedersehen. Bitte bestätigen Sie, dass Sie ein Mensch sind, mir fällt die Phrase wieder ein, die Aufforderung, die beim Buchungsprozess des Termins plötzlich aufploppte.

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